Ein Herz für Holz

Ich hab mein Herz in Schleimelberg verloren.

Denkt sich unser generischer Vampir mit der 90er Jahre-Gedächtnisfriese, den wir vorher nie gesehen haben – logischerweise – und später nie wieder sehen werden. Aber dazu später mehr. Denn nachdem wir einen Rückblick auf die wichtigsten Punkte von Staffel 2 bekommen haben, wird uns erst noch erzählt, was in den letzten 3 Folgen passiert ist, bevor wir dann erfahren, dass der Protagonist der Serie seit Monaten nicht da ist. Als hätten die Mächte der Programmgestaltung ihre Fingerchen im Spiel gehabt entspricht die Länge der Angelschen Selbstfindungsphase exakt der Länge der Sommerpause der Serie. Die inzwischen auf einem anderen Sender läuft als die Mutterserie, deren Namen deshalb offensichtlich nicht mehr genannt werden darf. Um den blonden Elefanten im Raum wird jedenfalls auffallend aufwendig herumgetänzelt. Die ersten 20 Minuten passiert eigentlich nicht wirklich viel. Gespräche zwischen der Gang, Gespräche zwischen Angel und der Gang, Gespräche zwischen Cordie und Angel, Gespräche zwischen Angel und Fred….um die sich in den letzten 3 Monaten offenbar niemand wirklich gekümmert hat. Das finden wir seltsam. Genauso seltsam wie die Tatsache, dass Angel IN SEINEM EIGENEN HOTEL einen Raum nicht betreten kann, für den die Bewohnerin noch nicht mal Miete zahlt. Dabei hieß es doch mindestens einmal bei Buffy und/oder Angel, dass diese Einlaßregel für Hotelzimmer gar nicht gilt. Oder haben wir das geträumt? Da würden wir gerne mal Eure Meinung zu wissen.

Übrigens auch zu einer Tatsache, die wir im Cast gar nicht besprochen haben: Diese ganze Geschichte mit dem Schleimdoktor, der für eine Szene auftaucht. Wir erfahren, dass er ein Sammler ist. In seiner einzigen Szene scheint er offensichtlich vor allem Geld zu sammeln, denn er wird ja erst freundlich, als die Sprechstundenhilfe mitteilt, dass die private Krankenkasse die Herz OP übernimmt. Insofern wieder realistisch, aber wie genau wird ein Vampir zu einem Unununtoten Vampir, wenn sein Herz fehlt? Und wie lange hält das nun? 6 Stunden? 6 Tage? 6 Folgen “The Orville”? Das ganze Konzept, einen kurzzeitigen Supervampir zu schaffen, scheint uns doch viel mehr Potential zu haben, das aber hier so mehr oder weniger beiläufig zwischen 2 Funklöchern in die Nebenhandlung gequetscht wird.

Dann wird noch krampfhaft versucht, mittels Rückblenden so halbwegs eine Charakterisierung des untoten Liebespärchens hinzubiegen, das sich trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) anfühlt wie Spike und Dru bei wish bestellt. Immerhin kriegen wir – nach einer Erwähnung in der zweiten Staffel – mal den Mann zu sehen, der schon bei Babylon 5 durch das Tragen scheußlicher Pullover für Entsetzen gesorgt hat: Holz! Offenbar ein Vampirjäger, der aus einem besonders harten nun…Holz geschnitzt ist. Aber auch der fühlt sich ein bißchen an, wie nachträglich in die Vita von Angel gepopelt. Mal sehen, ob sich das noch legt.

Wir legen jedenfalls nur teilweise ein Tänzchen aufs Parkett. Die Folge ist nicht schlecht, auf keinen Fall. Aber es ist (wieder mal) eine merkwürdige Wahl für einen Staffelauftakt, die sich irgendwie unrund anfühlt. Sascha bleibt deshalb an der Bar und schaut Gregor zu, der ihn leicht andeutet den

Tanz der Freude.